Donnerstag, 4. Dezember 2014

Was bisher geschah...


Was bisher geschah:


So, nun werde ich euch mal berichten, was bisher, seit dem offiziellen Outing, so passiert ist. 

Anfang Juni habe ich meinen Eltern erzählt, was mit mir los ist und wie mein Weg nun ausschauen wird. Ein paar Tage vorher habe ich meiner besten Freundin erzählt wie ich fühle. Sie war eigentlich gar nicht wirklich überrascht und freute sich für mich.      Meine Eltern waren natürlich erstmal ziemlich geschockt. Trotzdem haben Sie positiv reagiert und stehen hinter der Entscheidung.     Nachdem die „Bombe“ geplatzt war, waren die Gefühle, ich vermute auf beiden Seiten, recht ambivalent. Auf der einen Seite war ich überglücklich dass ich nun ganz offen als Junge leben darf.Auf der anderen Seite tat es natürlich schon sehr weh zu sehen, wie vor allem mein Vater, der bei meiner Geburt überglücklich war, als einziger in der Familie eine Tochter zu haben, leiden zu sehen. Er muss nun lernen, seine Vorstellungen und Träume für seine damals „kleine Prinzessin“ durch Neue zu ersetzen. Ich glaube keiner möchte seine Eltern enttäuschen, aber viellicht tröstet es Sie ja, dass ich ICH selbst bleibe. Ich werde kein anderer Mensch. Ich plane nicht mich selbst zu ändern, sondern nur meinen Körper. Denn der jetzige passt nicht zu mir. Ich bin mit mir als Person ganz zufrieden und ich will so bleiben wie ich bin. Vielleicht etwas glücklicher im neuen Körper, aber ich mag meinen Charakter.Meine Mutter hatte einen ganz interessanten Gedanken. Stellt euch mal vor, ihr würdet morgen früh aufwachen und feststellen, dass ihr, wenn ihr z.B eine Frau seit, auf einmal einen männlichen Körper habt (oder eben umgekehrt).Und es ist ja nicht damit getan, dass Ihr euch diesen Körper nur anschauen müsst, nein ihr müsst ihn auch fühlen und wahrnehmen. Denn schließlich fragt dich keiner ob du dich als Frau oder Mann fühlst. Wenn du einen weiblichen Körper hast, wirst du als Frau wahrgenommen und sollst dich auch so verhalten. Nur dumm wenn du gar nicht weißt wie du dich als Frau fühlen sollst, geschweige denn verhalten. Um es der Gesellschaft recht zu machen, sollst du dich doch dann bitte auch entsprechend deines Geschlechts kleiden. Das gehört schließlich zur Rollenkonformität dazu. Dann stell dir vor, du quetscht dich jeden Tag in ein spezielles Unterhemd, vom Tragekomfort ungefähr vergleichbar mit Antithrombosestrumpf und Wurstpelle. Besonders im Hochsommer nur arg begrenzt geeignet und das Atmen muss eine Zeit lang geübt werden, wenn man nicht in leichte Erstickungsanfälle durch Einquetschen verfallen will. Und den ganzen Aufstand machst du nicht nur deshalb, weil du optisch nicht auffallen willst. Du selbst siehst diesen flachen Brustkorb den du dir so sehr wünscht und ohne dieses Unterhemd fühlst du diesen Fremdkörper wieder ganz deutlich. Du willst ihn nicht sehen und schon gar nicht fühlen. Und doch weißt du, selbst mit diesem Einquetschunterhemd, dass dieser Fremdkörper immer noch an dir dran hängt. Vielleicht könnt ihr euch mit diesem Gedankenexperiment ein wenig vorstellen wie es sich in einem falschen Körper anfühlt und meine Ungeduld ein bisschen verstehen. Eigentlich kann ich insgesamt wenig zu meiner „Outingtour“ sagen. Denn alles lief komplikationslos. Es lief sogar besser als ich es mir vorgestellt habe. Weder meine Arbeitskollegen, Freunde, Bekannte oder Nachbarn hatten auch nur irgendein Problem damit. Ganz im Gegenteil. Die meisten finden es sehr interessant und unterstützen mich in vollem Umfang. Dafür ganz lieben Dank!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen